Freitag, 16. April 2010
1. Praktikumswoche am EURAC-Institut
Benvenuti al EURAC
Montag, 12.April 8.45Uhr:
Wir waren sehr gespannt, was uns hinter der gläsernen Fassade des EURAC-Instituts nun erwarten würde.
In der großen Empfangshalle wurden wir bereits erwartet und sogleich mit allen wichtigen Chipkarten und Accounts ausgestattet.
Auf einer Führung durch das Institut erfuhren wir alles Wissenswerte über die EURAC, ihre Fachbereich, die Projekte und ihre Ziele in der Region Südtirol.
Die Europäische Akademie Bozen (EURAC) wurde 1992 als Zentrum für Forschung und Weiterbildung gegründet. Am Institut forschen ca. 300 Mitarbeiter aus der ganzen Welt in fünf großen Forschungsbereichen. Neben der internationalen Forschung liegt den EURAC-Projekten besonders der Lokalbezug zu Südtirol als Grenzregion zwischen drei verschiedenen Kulturräumen –deutsch-italienisch-ladinisch- am Herzen.
Die EURAC-Forschungsbereiche:
Angewandte Sprachwissenschaft:
-Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit
Minderheiten und Autonomien:
-Institut für Föderalismus- und Regionalismusforschung
-Institut für Minderheitenrecht
Nachhaltige Entwicklung:
-Institut für Alpine Umwelt
-Institut für Regionalentwicklung
-Institut für Erneuerbare Energie
Forschungsbereich Management und Unternehmenskultur:
-Institut für Public Management
-Institut für Management und Tourismus
Forschungsbereich Lebenswissenschaften:
-Institut für Genetische Medizin
-Institut für Mumien und den Iceman
-Institut für alpine Notfallmedizin
Zentrale Treffpunkte für alle Mitarbeiter sind die EURAC library, das EURAC Café aber auch öffentliche Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Wissenschaftsfestivals an der EURAC.
An unserem Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit arbeitet man vor allem an Projekten zur angewandten Sprachwissenschaft und Sprachterminologie, zu Fachsprachen, zu Migration und Sprache, zum Schutz und der Förderung von Regional- und Minderheitensprachen und der italienische Gebärdensprache.
Die ersten Tage an der EURAC verbrachten wir nun mit der Einarbeitung in das Institut, in die Projekte (Kolipsi und RML2future) und in spezielle Fachliteratur zur Situation in Südtirol, zu aktuellen Forschungsergebnissen der Mehrsprachigkeit und in die Korpuslinguistik.
Das Projekt KOLIPSI
-Südtiroler SchülerInnen und die Zweitsprache: eine linguistische und sozialpsychologische Untersuchung-
Hintergrund der Kolipsi-Forschung waren die Ergebnisse einer Volkszählung von 2001, bei welcher sich 70% der deutschen, 27% der italienischen und ca. 3% der ladinischen Sprachgruppe zugehörig fühlten.
2006 startete das Projekt Kolipsi mit einer Fragebogenaktion an Südtiroler Schulen der Sekundarstufe II. um neue Erkenntnisse zu Spracherwerb und Sprachkontakt
in der dreisprachigen Region Südtirol zu gewinnen und Antworten auf zahlreiche Fragen der Mehrsprachigkeitsforschung zu liefern.
Dabei sollte der Zusammenhang zwischen sprachlicher Leistung und außersprachlichen Faktoren analysiert werden, die Erwerb und Gebrauch der Zweitsprache maßgeblich beeinflussen und steuern:
Welche Probleme sind mit dem Erwerb zweier oder mehrerer Sprachen verbunden?
Warum erlernen manche Menschen eine Fremdsprache leichter, während sich andere damit schwer tun?
Wie kann man Sprachkenntnisse messen und analysieren?
Auf welcher Grundlage können geeignete sprachliche Förderkonzepte entwickelt werden? Wie kann der Spracherwerb durch den Einsatz moderner Technologien begünstigt werden?
Hauptaufgaben für die kommenden Wochen werden die Digitalisierung und Transkription dieser schriftlichen Schülertexte sein, die zur Erstellung eines Lernerkorpus dienen.
Die sprachlichen Daten werden mit der Methode der Transkription (Konversationsanalyse) für die qualitativen und quantitativen Untersuchungen vorbereitet.
Anfangs war es schwierig sich unter “angewandter Sprachwissenschaft“ und “Korpuslinguistik“ etwas Konkretes vorzustellen, doch mithilfe spezieller XML-Software wird das zeitintensive wissenschaftliche Transkripieren erleichtert und linguistische Zusammenhänge durch Annotationen im Text sichtbar. Diese Annotationen sind Hinweise auf Auffälligkeiten in den Schülertexten, wie beispielsweise eigene Schülerkorrektur, Verwendung von Fremdwörtern, Durchstreichungen und das Auftreten der südtiroler Dialektsprache, die am Ende als öffentlicher Lernerkorpus zur Verfügung stehen sollen.
Doch nun steht das Wochenende an und wir werden uns hoffentlich ein bisschen vom stressigen Büroalltag erholen.
Viele Grüße
Romy und Vroni
Literaturtipps:
Abel, Andrea/Stuflesser Mathias: Interviewstudie zum Zusammenspiel von Überzeugungen, Erfahrungen und Sprachlernen. Ein Werkstattbericht. In: Abel, Andrea/Stuflesser Mathias/Putz Magdalena (eds.):Mehrsprachigkeit in Europa. Erfahrungen, Bedürfnisse, Gute Praxis.Bozen 2006
ASTAT-Landesinstitut für Statistik-Autonome Provinz Bozen-Südtirol. Südtiroler Sprachbarometer. Bozen 2004
Egger, Kurt: Sprachlandschaft im Wandel. Bozen 2001
Egger, Kurt/Lanthaler Franz: Die deutsche Sprache in Südtirol. Einheitssprache und regionale Vielfalt. Wien/Bozen 2001
Lanthaler, Franz: Dialekt und Zweisprachigkeit. In: Lanthaler, Franz (ed.): Mehr als eine Sprache. Meran 1990
Lanthaler, Franz: Die Vielschichtigkeit des Deutschen in Südtirol- und wie wir damit umgehen. In: Abel, Andrea/Stuflesser Mathias/ Putz Magdalena (eds.): Mehrsprachigkeit in Europa, Erfahrungen, Bedürfnisse, Gute Praxis. Bozen 2006
Internettipp:
Bubenhofer - Korpuslinguistik
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