Sonntag, 9. Mai 2010

Exkursion Sappada/Plodn





Exkursion Sappada/Plodn

Sappada ist eine Gemeinde in Oberitalien, die der Provinz Belluno angehört. Die Gemeinde liegt im Süden der Karnischen Alpen auf 1200 m Höhe. Plodn ist ein Dorf, das aus einer ca. fünf Kilometer langen Kette von Weilern besteht, die fast alle jeweils ihre eigene Kapelle und ihren eigenen Brunnen haben. Der Name Plodn kann von dem deutschen Namen des Flusses Piave ableitet werden, der durch den kleinen Ort fließt. Es gibt etwa 1.400 Einwohner in Sappada, wovon etwa die Hälfte, und zwar vor allem Leute über 50 noch Plodnerisch spricht. Aufgrund von historischen Ereignissen (Faschismus, Zuwanderung, niederer Status des Plodnerischen in den 60er und 70er Jahren) aber auch derzeitigen Phänomenen (Tourismus, Zuwanderung, Mischehen) lernen die Kinder zu Hause nur noch selten den plodnerischen Dialekt und das Italienische gewinnt mehr und mehr an Boden. Leider ist die Stundenanzahl des Plodnerischen in den Schulen nur sehr gering (ca. 5 h/Jahr in den ersten Klassen, bis zu eine Stunde pro Woche in den oberen Klassen der Volksschule) und wird durch das Gesetz von Gelmini noch weiter abgebaut werden, da die Ressourcen eingschränkt werden. Im Moment läuft es so ab, dass Frau Benedetti als Expertin mit dem plodnerischen Unterricht beauftragt wurde.
Was die Zukunft des Plodnerischen angeht, gibt Frau Benedetti dem Dialekt nur noch etwa 50 Jahre bis er ganz ausgestorben ist. Er wird zwar noch in allen möglichen Situationen verwendet, wenn zum Beispiel zwei Dialektsprecherinnen aufeinandertreffen, aber unter den jungen Leuten wird er meist nur noch passiv gebraucht.
Auf Gemeindeebene versucht Frau Benedetti, die Förderung des Plodnerischen durchzusetzen, indem sie sich auf das Gesetz 482 beziehen, aber dies ist eine sehr mühsame Arbeit, da Unterstützung weder von Seiten der Eltern noch der SchülerInnen noch der Lehrerinnen zu spüren ist. Der kulturelle Wert wird nicht wertgeschätzt und es herrscht die allgemeine Auffassung, dass das Plodnerische sowieso aussterben wird.
Hürden beim Unterricht des Plodnerischen sind:
- das Plodnerische wird nicht produktiv gebraucht und viele Wörter, für die es keine Bezeichung gibt, werden aus dem Italienischen entnommen.
- Das Plodnerische weist eine hohe Varianz innerhalb der verschiedenen Weiler auf, d.h. im Abstand von 5 km ändert sich die Sprache erheblich; es gibt keinen einheitlichen Standard.

Frau Benedetti wünscht sich, dass sich die Leute des Verlustes ihres kulturellen Erbes bewusst werden. Die Beobachtung des plodnerischen Unterrichts war sehr interessant, denn es ist immer etwas ganz Besonderes, wenn man vor Ort beobachten kann und einmalige Einblicke in den Schulalltag einer kleinen Gemeinde erhält, deren Sprache sich seit der Mittelhochdeutschen Zeit fast nicht gewandelt hat. Es ist nur zu wünschen, dass sich die Prognosen von Frau Benedetti nicht bewahrheiten und das Plodnerische uns noch länger erhalten bleibt.

Viele Grüße aus dem sonnigen Bozen,

Vroni

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen